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Presse

super Mittwoch vom 17.6.2015

Gemeinsam durch die Welt der Kräuter

Würselenerin Janine Hissel ist zertifizierte Kräuterpädagogin und führt durch Wald und Wiesen

 


Die Wandergruppe um „Kräuterhexe“ Janine Hissel (rechts) möchte noch einiges über Wildkräuter lernen. Foto: Christina Fiegen
 

Von Christina Fiegen

Region. Fast wie in der Natur Zuhause kniet sich Janine Hissel auf den Waldboden und zupft vorsichtig an einer kleinen Pflanze. „Das hier“, sagt sie und hebt ihren Fund hoch, „ist eine rote Lichtnelke oder auch Leimkraut genannt. Sie ist zwar im Geschmack sehr neutral, kann aber besonders schön zum Dekorieren von Gerichten genutzt werden.“

 

Achtsam mit der Natur umgehen

Dann geht sie weiter und sucht am Wegrand im Würselener Wald nach weiteren essbaren Wildkräutern, denn Janine Hissels ist zertifizierte Kräuterpädagogin. Auf ihrem Weg durch hohe und auch kleine Pflanzen stößt sie immer wieder auf ihr bekannte Kräuter wie beispielsweise die Knoblauchsrauke. „Sie schmeckt ähnlich wie Knoblauch, hinterlässt aber keinen faden Nachgeschmack oder Mundgeruch“, sagt die 49-Jährige und lächelt. Mit einem gekonnten Handgriff hat sie die Pflanze auch schon in ihrem Körbchen verstaut. Die vier anderen Damen, die sie auf dem Weg durch die „Welt der Kräuter“ begleiten, folgen ihr. „Es ist wichtig, dass man beim Sammeln mehrere Merkmale an den Pflanzen beachtet, um sie zu identifizieren und damit man sie nicht mit giftigen Kräutern verwechselt“, sagt Janine Hissel und warnt so vor Unachtsamkeit beim Wildkräutersammeln. Ein weiteres wichtiges Gebot, dass sich die „Kräuterhexe“ – wie sich die Würselenerin selber witzelnd nennt – ganz oben auf die Fahne geschrieben hat und auch an ihre Mitwanderer weitergibt, ist achtsam mit der Natur umzugehen. „Pflanzen sollten nicht einfach rausgerissen werden, ohne dass man sicher ist, ob man sie auch sammeln möchte“, sagt sie. Ein Stückchen weiter vom Wegrand entfernt hält Janine Hissel Ausschau nach weiteren Wildkräutern, die für das anschließende Abendessen genutzt werden können.

Und weil es im Würselener Wald und überhaupt in der gesamten Region viele verschiedene essbare Pflanzen gibt, wird sie auch schon wieder fündig: „Der Wiesenbärenklau“, sagt sie, hockt sich hin und ihre Mitwanderer ebenfalls, „ist eine schmackhafte Gemüsepflanze. Er sollte allerdings nicht mit dem Riesenbärenklau verwechselt werden, der fototoxisch, also giftig ist.“ Apropos giftig: Pflanzen, die der Familie der Doldenblütler angehören, sind keine „Anfängerpflanzen“, da es in dieser Familie in Kombination mit farnähnlichen – also gefiederten – einige hochgiftige Exemplare gibt.

„Der Giersch hat beispielsweise Doldenblüten, aber keine gefiederten Blätter, weshalb er ohne Probleme verspeist werden kann“, erzählt Janine Hissel. Sein Erkennungsmerkmal: Ein dreiteiliges Blatt und ein dreieckiger Stiel.

Richtig waschen ist das A und O

Neben dem mediterran schmeckenden Gundermann sowie Holunderblüte, die man übrigens am besten bei Sonnenschein und nach mindestens zwei Sonnentagen ernten soll – werden noch frische Brennnessel gepflückt. Janine Hissel und ihre Mitwanderer machen sich anschließend auf den Weg, um die frisch gesammelten Kräuter direkt zu verarbeiten. Ganz wichtig, bevor die Kräuter überhaupt für Gerichte verwendet werden können, ist das intensive Säubern beziehungsweise Waschen. Anschließend schneiden die Damen der Wandergruppe Brennnessel und Gundermann klein, denn zur Vorspeise wird es Frischkäsebällchen mit Wildkräutern und Blüten geben. Dazu nehmen Janine Hissel und ihre Wandergruppe drei Hände voll gemischte Waldkräuter, verrühren die Hälfte davon mit Frischkäse, um sie anschließend mit Salz und Pfeffer abzuschmecken. „Sie passen hervorragend zu selbst gebackenem Brot“, merkt die Würselenerin an.

„Für viele Menschen ist es zunächst fremd, die Wildkräuter zu essen, die viele Bitterstoffe enthalten, um sich vor Fressfeinden und Pilzinfektionen zu schützen“, erklärt Janine Hissel während sie für die Hauptspeise – eine Wildkräuter-Quiche – die gesammelten Brennnessel, Bärenklau und Löwenzahnblätter in einer Pfanne blanchiert. Daher kann es sein, dass sich der Magen erst an diese Bitterstoffe gewöhnen muss, was in der Regel aber schnell der Fall ist. Für die Nachspeise hat sich die zertifizierte Kräuterpädagogin, die ihre Weiterbildung beim Bund für nachhaltige Entwicklung gemacht hat, etwas ganz Besonderes ausgedacht: Gebackene Holunderblüten mit Quarkcreme und Erdbeersauce. „Der süßliche Geschmack der Blüten, die im Ausbackteig leicht angebraten werden, in Kombination mit den Erdbeeren passt hervorragend zur Sommerzeit“, sagt Janine Hissel. Ihre Wandergruppe kann dem nur zustimmen und verfällt in ein genüssliches Schweigen.

 

Weitere Infos unter:
www.wald-und-wiesenblumen.de.

Wildkräuter-quiche

In den fertigen Quiche-Teig (bestehend aus 250 g Mehl, 100 g kalte, klein geschnittene Butter, 100 g Frischkäse , 1 Eigelb, Salz) werden rund 2 EL Wildkräuter (z.B. Brennnessel, Wiesen-Bärenklau, Löwenzahnblätter oder Giersch) untergeknetet und für eine Stunde kalt gestellt. 300 g Wildkräuter in kochendem Salzwasser blanchieren und abschrecken. Den Backofen auf 180 Grad (Umluft) vorheizen und den gekühlten Teig ausrollen. Anschließend in eine Backform geben, mit einer Gabel einstechen. Kräuter darauf verteilen. 4 Eier, 200 ml Sahne, Gewürze gut verrühren und über die Kräuter geben. Zum Schluss 100 g Schafskäse oder Bergkäse zerbröseln und ab in den Ofen für 10 Minuten bei 180 Grad, dann 20 bis 30 Minuten bei 160 Grad backen!